Selbstversorger-Trend: Was man bei der Hühnerhaltung beachten muss
Die Vorstellung von einem frischen Frühstücksei aus eigener Haltung lässt viele Menschen träumen. Für so manchen Selbstversorger ist sie bereits Realität. Und die Haltung von Hühnern für private Zwecke liegt definitiv im Trend – nicht erst seit Corona. Doch was gibt es für Regelungen zur Haltung? Und wie versichert man die Nutztiere richtig? Diese und weitere Fragen klären wir im Folgenden.
Selbstversorgung liegt im Trend
Das Thema Selbstversorgung ist schon länger ein sich ausbreitender Trend. Unter Selbstversorgung versteht man, wenn Menschen Dinge des täglichen Lebens selbst herstellen, z. B. Lebensmittel selbst anbauen oder Energie zur eigenen Nutzung herstellen. Die meisten Menschen fangen damit an, Gemüse und Obst im Garten anzubauen. In Deutschland bauen bereits viele Gartenbesitzer Obst und Gemüse an – nur rund 15 % der Gartenbesitzer haben nichts Essbares in ihrem Garten. Einige Menschen legen sich für den Selbstversorger-Haushalt auch Hühner oder andere Nutztiere zu.
Hühner als Selbstversorger-Nutztiere: Deshalb sind sie so beliebt
Hühner bieten einen großen Mehrwert für den Selbstversorger-Haushalt. Zum einen produzieren sie Eier und liefern Fleisch, zum anderen können sie dafür verwendet werden, den Boden aufzuwühlen und Käfer sowie Insekten zu fressen. Nebenbei freuen sie sich über Küchenabfälle und Essensreste wie welke Salatblätter, Karottengrün, altes Obst, Reis- oder Nudelreste und bringen Dünger für den Obst- und Gemüsegarten.
Artgerechte Hühnerhaltung: Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung beachten!
Wichtig ist, dass die Hühner artgerecht gehalten werden. Die tierschutzrechtlichen Mindeststandards sind in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutzV) festgelegt. Hier ein paar Beispiele daraus:
- Für eine artgerechte Haltung sollten mindestens drei Hühner gemeinsam gehalten werden.
- Das Füttern, die regelmäßige Reinigung des Stalls sowie die regelmäßige Prüfung des Gesundheitszustandes sollten selbstverständlich sein.
- Für die Hühnerhaltung ist aus Tierwohlsicht außerdem genügend Auslauf sowie ein Stall notwendig.
- Der Stall soll den Hühnern Unterschlupf bieten und vor Regen und Wind schützen. Auch vor anderen Tieren wie Mardern oder Füchsen sollten die Hühner im Stall und im Auslauf sicher sein, es bietet sich daher ein Geflügelzaun an.
Manche Menschen lassen die Hühner auch frei im Garten herumlaufen. Das ist nicht verboten, muss aber gut überlegt sein, da die Hühner sich dann vielleicht über den angebauten Salat hermachen.
Darf man Hühner zur Selbstversorgung auch in der Wohnung halten?
Doch wie sieht es mit der Haltung von Hühnern innerhalb der eigenen vier Wände aus? Können auch Mieter zur Selbstversorgung zm Beispiel Hühner halten? Eine Haltung von Hühnern in der Wohnung ist aus den oben genannten Gründen nicht empfehlenswert. Ausnahme kann sein: Sie haben einen ausreichend großen Balkon oder noch besser: eine Dachterrasse. Doch auch dann sind ein Auslauf mit Möglichkeiten zum Scharren und Beschäftigen sowie ein ausreichend eingerichteter Stall zwingend erforderlich. Zudem muss bei einer Mietwohnung der Vermieter um Erlaubnis gefragt werden, denn dieser kann die Haltung untersagen.
Vorschriften für die Hühnerhaltung im eigenen Garten
In Deutschland ist die Haltung von sieben Hennen und einem Hahn erst einmal grundsätzlich ohne Genehmigung erlaubt – auch in Wohngebieten – wenn das Gebot der Rücksichtnahme beachtet wird. Die Haltung muss sich zudem auf den privaten Rahmen beschränken. Weitere Hühner müssen genehmigt werden. Bis zu zwanzig Hennen und ein Hahn galten bisher in verschiedenen Gerichtsurteilen als angemessen. Gemeldet werden müssen Hühner dem zuständigen Veterinäramt und der Tierseuchenkasse. Darüber hinaus gibt es auch Regelungen zu Impfpflicht und Co. Am besten informieren Sie sich auch noch einmal bei Ihrer zuständigen Kommune, ob es spezielle Vorschriften oder ein Hühnerhaltungs-Verbot gibt.
Am einfachsten ist es, kleine versetzbare Hühnerställe zu nutzen, z. B. die mobilen Hühnerhäuser. Denn diese können ohne behördliche Baugenehmigung aufgestellt werden und bieten zudem eine gute Möglichkeit, um den Boden gleichmäßig zu bearbeiten und nicht zu überdüngen. Für fest installierte Hühnerställe gilt das öffentliche Baurecht, das je nach Bundesland unterschiedlich sein kann. Dort werden Höhen, Größen und Abstände zum Nachbargrundstück etc. geregelt. Generell gelten in städtischen Wohngebieten strengere Vorgaben als in Wohngebieten auf dem Dorf.
In Klein- und Schrebergärten ist die Tierhaltung grundsätzlich nicht erlaubt, außer die Satzung des jeweiligen Vereins erlaubt die Haltung ausdrücklich. Ausnahmen sind ansonsten mit dem Vereinsvorstand zu klären.
Nicht alle Menschen freuen sich jedoch über Hühner und vor allem einen Hahn in der Nachbarschaft, denn das Krähen kann einen teilweise früh am Morgen aus dem Schlaf holen. Dadurch wurde bereits so mancher Nachbarschaftsstreit entfacht. Es empfiehlt sich also, im Vorfeld mit den Nachbarn zu sprechen und ihnen vielleicht im Gegenzug ein paar frische Eier anzubeiten.
Private Hühnerhaltung: Versicherungsschutz nicht vergessen
Auch wenn Hühner erst einmal zahme Tiere sind, können sie auch mal durch ein Loch im Zaun oder ein offenes Tor entwischen und zum Beispiel das Blumenbeet des Nachbarn verwüsten, seinen angebauten Salat verputzen oder gar noch schlimmeres anrichten. Stellen Sie sich vor, eins Ihrer Hühner geht stiften, es flattert auf die Straße, ein Autofahrer erschrickt sich dadurch und ein Unfall mit Totalschaden ist die Folge. Dafür ist eine Haftpflichtversicherung defintiv sinnvoll, um nicht auf den Kosten sitzenzubleiben, für die Sie als Tierhalter haften.
Die gute Nachricht: Wenn Hühner für den Eigenbedarf gehalten werden, sind diese über die Privathaftpflichtversicherung teilweise mitversichert, denn sie werden als Nutztiere oder Kleintiere angesehen. In der VHV Privathaftpflichtversicherung ist die Haltung von Hühnern zur privaten Nutzung in KLASSIK-GARANT inbegriffen. Sie können also ganz entspannt Ihr frisches Frühstücksei genießen!
