Mit Kfz-Sachverstand

Experteninterview: Das ist wichtig beim Gebrauchtwagenkauf

Darauf sollten Sie achten

Wer einen Gebrauchtwagen kaufen möchte, steht vor vielen offenen Fragen: Wo sollte das Fahrzeug gekauft werden? Was sollte man grundsätzlich beachten? An welchen Merkmalen lässt sich der Wert des Gebrauchtwagens festmachen? Denn klar ist: Mit zuletzt stark gestiegenen Gebrauchtwagenpreisen, sollte ein Kauf gut überlegt sein. Im Experten-Interview gibt Kfz-Sachverständiger und Karosserie- und Fahrzeugbaumeister Christopher Otto wichtige Tipps und Hinweise, um Sie bei der Kaufentscheidung zu unterstützen. 

Starten wir mit einer grundsätzlichen Frage: Lohnt sich der Gebrauchtwagenkauf immer mehr als der Kauf eines Neuwagens?

  • Es kommt auf die wirtschaftliche Situation der Käuferin oder des Käufers an: Steht ausreichend Kapital zur Verfügung, kann sich ein Neuwagenkauf lohnen, da in den Neuwagenangeboten teilweise umfassende Wartungs- und Serviceleistungen inbegriffen sind. Hierzu locken die Autohersteller teilweise mit sehr guten Rabatten. Hält sich das persönliche Budget jedoch in Grenzen, ist der Gebrauchtwagenkauf häufig die bessere Wahl. Denn man sollte immer bedenken, dass ein Neuwagen im ersten Jahr im Schnitt rund ein Drittel seines Listenpreises einbüßt.

 

Wenn ich mich dazu entscheide, einen Gebrauchtwagen zu kaufen – auf welche Dinge sollte ich grundsätzlich achten?

  • Es gibt ein paar grundlegende Fragen, mit denen sich jeder Kaufinteressierte beschäftigen sollte, um sich überhaupt ein fundiertes Bild vom Fahrzeug machen zu können: Kann die Fahrzeughistorie belegt werden und sind alle Wartungsnachweise vorhanden? Wie viele Vorbesitzer hatte das Fahrzeug und ist es gewerblich oder privat genutzt worden? Hatte das Fahrzeug einen Vorschaden? Die Laufleistung in Kombination mit dem Abnutzungsgrad lässt außerdem Rückschlüsse auf die Nutzung zu. 

 

Wie funktioniert das? Und woran kann man die Abnutzung am Gebrauchtwagen überhaupt erkennen?

  • Generell lassen sich der Abnutzungszustand des Fahrzeugs am besten am Lenkrad, dem Schaltknauf oder der Pedale erkennen. In Kombination mit der Laufleistung kann man dann ableiten, ob es sich tendenziell eher um ein Kurz- oder Langstreckenfahrzeug handelt: Hohe Laufleistung und eine hohe Abnutzung sprechen für ein Kurzstrecken- bzw. Stadtfahrzeug, wenig Abnutzung und eine hohe Laufleistung eher für ein Langstreckenfahrzeug. Natürlich sollte dabei auch das Alter des Fahrzeugs berücksichtigt werden.

 

Lassen diese Merkmale auch auf den Wert eines Fahrzeugs schließen?

  • Ja, denn für den Wert eines Gebrauchtwagens sind Laufleistung, Fahrzeugalter, Pflege- und Abnutzungserscheinungen sowie die Fahrzeugausstattung und die Anzahl der Vorbesitzer entscheidende Kriterien. Um künftige Reparaturaufwände besser einschätzen zu können, ist es wichtig beurteilen zu können, ob es sich um ein Kurz- oder ein Langstreckenfahrzeug handelt. Tendenziell sind Kurzstreckenfahrzeuge nämlich schon deutlich früher von größeren Reparaturen betroffen. Häufig kurze Strecken zu fahren tut keinem Fahrzeug gut.

 

Zum Stichwort Laufleistung: Wie viele Kilometer sollte ein Gebrauchtwagen vor dem Kauf maximal gefahren haben?

  • Je nachdem, wie lange man das Fahrzeug selber nutzen möchte, sollte es nicht mehr als 60.000 Kilometer gelaufen sein. Aber eine generelle Aussage dazu gibt es nicht. Denn ein Langstreckenfahrzeug kann ruhig mehr Kilometer auf dem Tacho haben, während bei einem Stadtfahrzeug eine geringere Fahrleistung empfehlenswert ist. Wie immer zählt der Gesamteindruck des Fahrzeugs.

 

Für wen lohnt sich der Kauf eines Gebrauchtwagens unter 1.000 Euro?

  • Gebrauchtwagen unter 1.000 Euro kommen meist nur für die Leute in Frage, die kleine Reparaturen und Wartungsarbeiten eigenständig reparieren können und wollen. Denn an diesen Fahrzeugen sind oftmals regelmäßige Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten notwendig. Die Werkstattkosten würden hier schnell den Fahrzeugwert übersteigen. Bevor man einen Gebrauchtwagen kauft, sollte man sich außerdem über die Preise der Ersatzteile einen Überblick verschaffen: Es bringt nichts, ein Schnäppchen beim Kauf eines Premiumfahrzeugs gemacht zu haben, wenn die Kosten der Ersatzteile oder die Kosten für Wartungen und Unterhalt das eigene Budget langfristig überschreiten.

 

Was ist Ihre Empfehlung: Besser beim Händler oder privat kaufen?

  • Generell bietet der Kauf beim Händler mehr Sicherheit als der Gebrauchtwagenkauf bei einer Privatperson. Schlechte Beratung und mangelhafte Fahrzeuge schädigen schließlich das ganze Geschäft eines Händlers und somit seine Existenz. Bei einem Privatkauf können die gesetzlichen Gewährleistungsansprüche zudem vollständig ausgeschlossen werden ("gekauft wie gesehen"!). Ein Händler kann die Gewährleistungsfrist lediglich auf ein Jahr verkürzen. Es besteht bei einem Markenhändler zudem die Möglichkeit, die Herstellergarantie noch zu verlängern. Ein weiterer Vorteil: Der Käufer kann kostenlose Updates vom Händler durchführen lassen – insbesondere bei modernen Fahrzeugen sind diese regelmäßig notwendig.  

 

Und wenn ich mich doch für einen Privatkauf entscheide: Welche Tipps geben Sie mir mit auf den Weg zur Fahrzeugbesichtigung?

  • Es hängt alles davon ab, wie gut Sie sich mit Autos auskennen: Haben Sie bereits Erfahrungen gesammelt und kennen die Tücken beim Gebrauchtwagenkauf, gehen Sie selbstbewusst in die Begutachtung. Bei wenig Fachwissen ist es besser, gemeinsam mit einem Kfz-Experten des Vertrauens das Fahrzeug zu besichtigen. Eine positive Nachricht: Seit Jahresbeginn 2022 wurde das Kaufrecht aufgrund von EU-Vorgaben angepasst. Jetzt muss der Verkäufer ein Jahr lang nachweisen, dass bestimmte Mängel bei einem Fahrzeug zum Zeitpunkt des Verkaufs noch nicht bestanden haben. Kann er das nicht und sind die Mängel nicht im Kaufvertrag niedergeschrieben oder ein Gewährleistungsausschluss vermerkt, hat der Käufer die Möglichkeit, das Fahrzeug nach vorherigem Nachbesserungsversuch des Verkäufers zurückzugeben. Der Verkäufer hat ein Nachbesserungsrecht!

 

Welche Macken werden besonders gerne verschwiegen?

  • Unfallschäden werden gerne verschwiegen, auch hier lohnt sich die Unterstützung eines Kfz-Experten bei der Fahrzeugbesichtigung. Ein Gerät, das hilft: Das Lackschichtdickenmessgerät. Denn selbst der beste Lackierer schafft es nicht, nach einem Unfallschaden exakt die originale Lackschichtdicke aufzutragen. Bei der Messung bietet sich die Lackschichtdicke des Fahrzeugdachs als Referenzpunkt an, mit dem die Lackschichtdicke an typischem Schadenstellen wie dem Kotflügel verglichen werden können. 

 

Ein letzter Tipp zum Gebrauchtwagenkauf?

  • Ganz wichtig: Nehmen Sie sich Zeit und kaufen Sie nie überstürzt ein Auto. Vergleichen Sie ähnliche Modelle und informieren Sie sich zu Instandhaltungskosten oder technischen Problemen des anvisierten Modells. Achten Sie zudem auf Ihr Bauchgefühl, was die Seriosität des Verkäufers angeht. Denn bei all der Theorie ist der Kauf eines Autos auch immer eine Bauchentscheidung.

Gebrauchtwagen gekauft?

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